Zur Zeit sind die Medien voll von Meldungen zum Tod von Robin Williams.
Und wieder ist das Wort "Depressionen" aktuell, wie schon bei vielen Prominenten, die für die Aussenwelt überraschend, den Freitod wählten.
Ich höre andere Menschen darüber reden. "Wie kann so einer Depressionen kriegen, der hat doch alles".
Das hat mich dazu veranlasst, über dieses Thema zu schreiben.
Ich will euch wissen lassen, oder zumindest versuchen, wie es sich anfühlt.
Ich will versuchen, es denen zu erklären, die nicht verstehen, wie jemand sich so wertlos, so unendlich einsam, so hilflos, so stumpf fühlen kann, egal wieviele tolle Dinge einem passieren oder wie perfekt das Leben nach aussen erscheint.
Ich selbst leide an Depressionen, gepaart mit Panikattacken, seit 7 Jahren.
Lange wusste ich nicht was mit mir los ist. Stundenlang schaute ich aus dem Fenster, ins Leere und fragte mich wie das Leben nur so weiter gehen kann. Ich fühlte einfach nur Leid, dazu eine Art von Übelkeit, unterschwellig, rund um die Uhr. Ich konnte nur daran denken, wie ich das schaffen sollte, wenn das nun den Rest meines Lebens so bleibt. Davon war ich felsenfest überzeugt. Genauso wie ich davon überzeugt war, dass es sich nicht lohnt zu einem Arzt zu gehen, ich war mir absolut sicher, dass die sowieso nichts finden und mir somit nicht helfen könnten.
Heute weiß ich es besser. Depressionen sind eine Krankheit.
Eine Krankheit, die von deiner Seele und deinem Körper Besitz ergreift bis nichts mehr geht.
Depressionen,
- lassen mich die Einsamkeit suchen bis zum völligen Rückzug
- lassen mich tagelang auf der Couch liegen ohne jede Kraft um Aufzustehen
- lassen ein Gedankenkarussell in mir kreisen, dass die schrecklichste Achterbahn aussieht wie ein
Schaukelpferd.
- lassen mich Angst und Panik kriegen unter Menschen zu gehen
- lassen mich unter Druck hektisch und übertrieben aggressiv reagieren
- lassen mich müde werden, so unendlich müde
- lassen mich unentwegt fragen "Warum?"
Menschen mit Depressionen sind nicht verrückt.
Es muss auch nicht zwangsläufig etwas in ihrem Leben schief laufen.
Eigentlich ist es eine Fehlfunktion im Gehirn, mal ganz simpel ausgedrückt.
Das die Krankheit ausbricht kann viele Faktoren haben.
Vererbung zum Beispiel, auch traumatische Erlebnisse oder Stress.
Es kann aber auch einfach so passieren.
Ich bin immer wieder gefragt worden, was ist der Auslöser.
So als müsste ich den nur finden, beheben und alles ist gut.
Fragt nicht, wie lange ich selbst danach gesucht habe, aber inzwischen nehme ich es als gegeben hin.
Ich glaube nicht mehr daran, dass Depressionen heilbar sind.
Man kann nur lernen damit umzugehen,
Ich war auch kein Schwächling, oder sogenannter "Opfertyp" bevor ich krank wurde.
Im Gegenteil, ich kann mich gut verteidigen und habe manchmal eine echt große Klappe.
Ich bin nicht wirklich schüchtern, ich kann sagen was ich will, auch "Nein", wenn es nötig ist.
Deswegen haben es die Menschen in meinem Umfeld noch weniger verstanden.
Das alles macht es natürlich für Betroffene auch sehr schwer sich Hilfe zu suchen.
Hilfe zu bekommen ist nicht leicht. Psychiatrische Praxen und Psychotherapeuten haben monatelange Wartezeiten. Und gerade bei Psychotherapeuten ist nicht einmal gesagt, dass man bei dem ersten bleiben kann oder will, denn hier ist es erforderlich, dass man mit dem Gegenüber klar kommt.
Ich hatte einmal so gar eine Therapeutin, die mich jedesmal fragte, ob ich es okay finde, mich finanziell vom sozialen Netzwerk auffangen zu lassen. Ich habe ihr dann jedesmal wieder erklären müssen, dass ich nicht finanziell unterstützt werde, da ich mich in einem Angestelltenverhältnis befinde und nicht arbeitslos bin. Diese Tatsache schien sie immer wieder zu vergessen.
Oder sollte sie etwa Vorurteile gehabt haben?
Ich hatte Gott sei Dank nie das Bedürfnis meinem Leben ein Ende zu setzen. Dafür bin ich dankbar.
Natürlich war ich zu den schlimmsten Zeit sehr verzweifelt und fragte mich, wie ich das durchstehen soll. Aber ich glaube ich wäre nie zum Äussersten gegangen.
Ich glaube nicht, dass man mit einer Aufklärung alle Menschen erreichen würde.
Es bleibt ein gewisses Stigma.
Denn wenn ihr euch auch noch so bemüht. Verstehen und nachempfinden kann Depressionen nur der, der es selbst erlebt hat. So wie wenn man nachempfinden will wie es ist ein Kind zu gebähren, es aber noch nie selbst erlebt hat. Das geht nicht.
Das soll jetzt nicht entmutigen, im Gegenteil, wer von euch jemanden kennt, der unter Depressionen leidet, wendet euch nicht ab. Bietet eure Hilfe an, aber versucht keine Tipps oder Weisheiten aus dem Internet oder durch Hören-Sagen weiter zu geben, seid einfach nur da und bleibt es auch.
Es ist nicht leicht, das weiss ich.
Jeden kann es treffen.
Wenn du glaubst selbst betroffen zu sein:
Es gibt Hilfe, wirklich.
Geh zum Arzt, vertraue ihm/ihr.
Keiner wird dich für verrückt erklären.
Es ist egal wer du bist oder wo du herkommst.
Es ist egal wieviel du besitzt oder wie arm du bist.
DU bist wichtig, lass dir helfen.
Es ist nicht unmöglich, auch du kannst dein Leben wieder genießen.
Viel Glück.